Die Stifter der Kartäuserzellen

Bei keiner der anderen Kartausen lässt sich ein derart lückenloser Nachweis in der Entwicklung der Zellenanzahl nachweisen wie in Buxheim. Von den 22 Zellen gehörten sechs zur Erstausstattung des Jahres 1402. Zwischen 1407 und 1516 erfolgten die übrigen Stiftungen, schwerpunktmäßig zwischen 1424 und 1441. Mit der 18. Zelle war 1465 das ursprünglich geplante Maß des Kreuzgangs vollständig besetzt. Aufgrund von weiteren Stiftungen fand man einen Ausweg. Zunächst wurden 1477 zwei Zellen außerhalb des Kreuzgangs geschaffen und 1502 der östliche Kreuzgang nach Norden hin erweitert, um den Platz für vier weitere Zellen zu schaffen.

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Der Wert der Zellen dürfte sich auf über 16.000 Gulden belaufen. Die Erstausstattung von 1402 wurde durch die Zellenstiftungen erheblich erweitert. Der Klosterbesitz vermehrte sich um 33 Gutshöfe, ein Weingut und ermöglichte seit etwa 1431 den Ausbau des der Fischzucht dienenden Buxheimer Weihersystems. Dazu kommt noch das gespendete Bargeld, nach Auskunft des "Liber Benefactorum" (Wohltäterbuch) bis 1520 nahezu 12.000 Gulden. Es diente dem Ausbau der Klosteranlage, der Abrundung des Grundbesitzes durch den Erwerb von Höfen, Häusern und Grundstücken, vor allem aber auch zur Vergaben von Darlehen.

Für die Entstehungsphase steht der Name des Augsburger Domherrn Heinrich von Ellerbach, also ein Vertreter des Höheren Klerus, der als Erstausstattung sechs Zellen stiftete. Der Personenkreis der späteren Zellenstifter umfasste hauptsächlich Angehörige des reichsstädtischen Patriziats, aber auch zwei Kleriker aus dem Reichsadel. Die Patrizier stammten aus Augsburg, Kempten, Konstanz, Memmingen, Ravensburg und Ulm. Dieser Stifterkreis ist bezeichnend für die sozialen Beziehungen der Buxheimer Kartäuser zur Umwelt. In der Schicht des wohlhabenden Bürgertums fanden sie starke Resonanz. Von hier bezogen sie die meisten und wertvollsten materiellen Wohltaten, ja sogar nicht selten ihren Ordensnachwuchs.

Die einzelnen Stifterpersönlichkeiten sind, genannt in der historischen Reihenfolge:

1402:

Heinrich von Ellerbach, Mitglied des Augsburger Domkapitels und letzter Propst des Kollegiatsstifts Buxheim.
Aus Unzufriedenheit mit dem Zustand des Buxheimer Stifts initiierte er dessen Aufhebung und die Gründung der Kartause durch die Kartäuser von Christgarten bei Nördlingen. Neben den ersten sechs Zellen übergab er als Stiftungsobjekte die Propstei und die Pfarrei Buxheim sowie die Dörfer Buxheim und Mindelaltheim.

1407:

Marquardus Weiner von Memmingen mit Frau Anna Huttin.
Sie eröffneten die Reihe der Stifter, indem sie ihren reichen Besitz dem jungen Kloster vermachten. Dazu zählten Höfe in Erkheim, Moosmühle, Thingau und Albishofen sowie ein Haus in Memmingen und Zinseinkünfte aus 25 Häusern in Memmingen.

1424:

Anna Bruni aus Memmingen.
Ihre Stiftung im Wert von 500 Gulden verwendeten die Mönche für den Kauf eines Lehensgutes in Olgishofen und für Güter in Keuschlingen und Oberbleichen.

1424:

Nikolaus Lechner aus Weißenhorn, Priester in Ulm.
Aus Sorge um sein eigenes Seelenheil und das seiner Vorfahren sowie zur Mehrung des Gottesdienstes stiftete er den größten Teil seines reichen Besitzes. Dazu zählten Höfe in Ebersbach, Gannertshofen, Schneckenhofen und Silheim sowie Zinseinkünfte aus Attenhofen, Babenhausen, Gannertshofen und Weißenhorn.

1431:

Margarethe Haid aus Ulm.
Die verwitwete Patrizierin vermachte ihren Beisitz in Tomerdingen zu gleichen Teilen den Kartausen Christgarten und Buxheim. Auf Intervention der Stadt Ulm mussten die Güter verkauft und der Erlös von 1.400 Gulden zwischen den beiden Klöstern aufgeteilt werden. Die Buxheimer Mönche finanzierten damit mit dem großen Buxheimer Weiher den Aufbau ihres der Fischzucht dienenden Teichsystems, sowie den Kauf der sog. Hundshöfe bei Leutkirch inkl. Weiher.

1432:

Heinrich von Baisweil, Patrizier in Memmingen, mit Frau Ursula Egloffer
Der aus dem Allgäuer Landadel stammende Stifter aus der gleichnamigen Gemeinde bei Kaufbeuren war durch die Heirat mit Ursula Egloffer in die Memminger Großzunft gelangt und stiftete kurz vor seinem Tod 600 Gulden für die 11. Mönchszelle. Mit dem Geld wurde der große Buxheimer Weiher ausgebaut. Nach seinem Tod stiftete die Witwe noch 152 Gulden für die Errichtung der Ziegelhütte.

1434:

Johann von Herbishofen, Patrizier in Ulm, mit Frau Anna Besserer.
Ihre Stiftung beinhaltete zwei Höfe in Westerhart.

1436:

Elisabeth von Königsegg-Aulendorf, Patrizierin in Augsburg
Die Witwe des Ritters Johannes von Küngsegg und des Ulrich Rehling von Haldenberg, geborene Egen, hat mehrfach die Kartausen Christgarten und Buxheim unterstützt. Ihre Spende von 500 Gulden bildete die Finanzierungsgrundlage für die 13. Mönchszelle.

1437:

Walter von Ulm, Domherr in Konstanz
Die Stiftungssumme von 400 Gulden war zwar unterdurchschnittlich, doch stellte er mit seiner Zuneigung die Mönche zufrieden. Mit dem Geld bauten sie den Buxheimer Weiher aus.

1441:

Dietz Guffer, Patrizier in Kempten, und Frau Margarethe Erhart.
Nachdem ein Brand 1440 Wirtschaftsgebäude, Stallungen und Scheunen des Klosters vernichtet hatte, beteiligten sie sich an der Hilfsaktion zugunsten der Kartause. Die Stiftung umfasste zwei Höfe in Nordhofen, die sie kurz zuvor für 600 Gulden von Hans Ritter von Ulm erworben hatten.

1441:

Luitfried Mundprat, Patrizier von Konstanz mit Frau Brigida von Rosenberg
Als einer der reichsten Großkaufleute Süddeutschlands übergab er zwei Höfe in Nordhofen, die er am gleichen Tag wie Dietz Guffer für 500 Gulden gekauft hatte. Darüber hinaus setzte er sich für das Kloster ein durch Sachspenden und ein Schutzversprechen sowie seine Gastfreundschaft für durchreisende Kartäuser.

1465:

Ital Humpis von Ravensburg
Der Großkaufmann und Mitinhaber der bedeutenden Großen Ravensburger Handelsgesellschaft stiftete in Raten 870 Gulden, mit dem die Kartäuser je einen Hof in Memmingerberg und Niederrieden kauften.

1502:

Otto Zwicker, Patrizier in Memmingen
Seine mit 1.000 Gulden sehr hohe Stiftungssumme gab die Kartause zu einem Jahreszins von 40 Gulden als Darlehen an die Stadt Memmingen weiter. Die Kartäuser gaben mit dieser Maßnahme ihre Zurückhaltung auf kreditpolitischem Gebiet auf und beteiligten sich nun aktiv durch Geldleihe am lukrativen Zinsgewinn. Als Dank erhielt der Stifter nach seinem Tod sein Grab in der Kapitelskirche. Diese Stiftung hatte zur Konsequenz, dass der östliche Kreuzgang nach Norden hin erweitert werden musste.

1512 -1516:

Radegundis von Eggenburg
Mit ihrer Stiftung von insgesamt 2.560 Gulden setzte sich die aus dem steiermärkischen Geschlecht von Eggenburg (Eggenberg) aus Graz bzw. Radkersburg stammende Witwe des Augsburgern Patriziers Georg von Gossembrot von Hohenfreyberg an die Spitze der Stifterpersonen. Nach dem vermutlich durch Gift erfolgten Tod ihres Mannes 1502, der ein Finanzgenie war und auch Kaiser Maximilian I. finanzierte, verfügte sie über ein riesiges Vermögen. Mit dem Geld finanzierten die Mönche die letzten drei Zellen, kauften das Weingut Narrenberg bei Konstanz, errichteten die Westempore im Brüderchor mit einem Altar darauf und beschafften Kelche und andere Gegenstände. Sie wurde im Mönchschor der Kartause beigesetzt. Ein Jahr nach ihrem Tod hat ihr Schwiegersohn die Rechtmäßigkeit der Stiftungen erfolglos angefochten.